René Mense – Komponist


 

 

Fantasie (2010)
über eine Hymne von Brahms:
Klar., Hrn., Fg., Vl. 1+2, Va, Vc., Kb.; 5'25"

UA am 27.4.2012 im Jenisch-Haus Hamburg durch das Ensemble Acht.

Meine Fantasie über eine Hymne von Brahms wurde von demVerein kammermusik heute in Hamburg für sein Projekt "Brahms-Reflexionen" in Auftrag gegeben. Die Aufführung der Werke gestaltet das Ensemble Acht, das in der Besetzung des Oktetts von Franz Schubert spielt.

Die Partitur entstand vom 15. März bis zum 6. August 2010.

Ich habe mich dem Allegro-Thema aus dem Finale der 1. Sinfonie von Brahms auf dem Wege der Verfremdung genähert, wodurch eine gewisse Distanz dem Original gegenüber zum Ausdruck kommt. Dabei  wurde ich von der Idee geleitet, dass Brahms, der seine 1. Sinfonie im Riesenschatten Beethovens ja bekanntlich unter Mühen und Schmerzen schrieb, vielleicht gerade an der Erfindung des "satt-affirmativen" Finalthemas zuweilen verzweifelte und es möglicherweise auch mal verfluchte, was man dem endgültigen Resultat allerdings nicht anhört. Ich habe mir wenigstens einen mit erregter Fistelstimme vor Wut schnaubenden Brahms vorgestellt, was ich sehr erheiternd fand.

Die erste Phrase dieses Themas erscheint an verschiedenen Stellen meiner Partitur in stark vom Original abweichendem Charakter. Die Töne sind dabei meistens in mehr als eine Oktave höhere oder tiefere Lagen versetzt, wodurch der melodische Zusammenhang nahezu unkenntlich ist. Auf diese Weise konnte ich den Grundriss der Melodie in ein klangliches Geschehen übertragen, das nicht der traditionellen Schichtung des vierstimmigen Satzes entspricht, sondern jedem Instrument - abhängig von seinem Tonumfang - erlaubt, den Klangraum vielfältig zu bespielen.

Zu Beginn des Stücks ist ein intervall-symmetrischer Akkord exponiert, der aus den Tönen der Hymne sowie wesentlichen chromatischen Nebenstimmen derselben aufgebaut ist. Aus diesem Akkord resultieren alle klanglichen Ereignisse, die sich in freier Fantasieform entwickeln.

Notenbeispiel (PDF)

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